Was ist eigentlich Stress?
Wenn wir von Stress sprechen, dann sollte erst einmal klargestellt werden, Stress grundsätzlich gar nichts Schlimmes ist – Stress ist eine ganz normale Reaktion, bei der Stresshormone ausgeschüttet werden, welche uns in Stress- oder Gefahrensituationen helfen. Zu diesen Stresshormonen gehören z.B. Adrenalin, Cortisol oder Noradrenalin. Sie sorgen dafür, dass unser Blutdruck steigt, unsere Aufmerksamkeit kurzfristig erhöht wird und unser Körper in Alarmbereitschaft versetzt wird. Bereits in der Steinzeit sicherten uns diese Reaktionen das Überleben und wir konnten noch ein bisschen schneller vor Säbelzahntigern flüchten. 😉
Heutzutage gibt es mehr „Dauerstress“
Vergleicht man jedoch die Stressauslöser (die sog. Stressoren) der Steinzeit mit denen der heutigen Zeit, so lassen sich zwei große Unterschiede feststellen. Zum einen überdauern die Stressoren der heutigen Zeit viel länger und begleiten uns somit meist einige Zeit. Hierzu lässt sich auch die Corona-Pandemie zählen, die die Welt nun schon seit mehr als einem Jahr im Griff hat. Zum anderen ist ein weiterer Unterschied, dass wir nicht mehr direkt auf den Stress reagieren. Dort, wo wir damals mit Flucht oder Verteidigung reagiert hätten, gibt es heute kaum mehr ein „Ventil“.
Was macht Stress mit Kindern?
Bei andauerndem Stress, stehen Körper und Geist der Kinder ständig unter einer hohen Anspannung. Die Folgen aus dieser Dauerbelastung äußern sich dann meist sehr individuell. Es können bei dauerhaft gestressten Kindern unter anderem körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit oder auch Bauchschmerzen auftreten. Außerdem können sich die Auswirkungen zudem auch psychisch äußern und zum Beispiel als Unsicherheit, Lustlosigkeit oder Gereiztheit auftreten.
Hier die einzelnen Anzeichen für Stress bei Kindern:
- Regelmäßige Kopf- und/oder Bauchschmerzen
- Häufige Appetitlosigkeit oder Gereiztheit
- Schlafprobleme oder häufige Albträume
- Häufige Verspannungen im Kopf- und Nackenbereich
- Unsicherheit oder Lustlosigkeit bei Alltagsaktivitäten
Die Gründe für Stress bei Kindern
Die Gründe von einzelnen Stressquellen zu identifizieren, ist im Gegensatz zu Erwachsenen meist etwas schwieriger. Während Erwachsene diese häufig erkennen und auch benennen können, sind Kinder dazu meist nicht in der Lage. Daher ist es umso wichtiger, dass man ganz genau hinschaut und hinhört, was das Kind stressen könnte. In der folgenden Auflistung stehen ein paar Beispiele, die Auslöser für Stress bei Kindern darstellen könnten.
Folgende Situationen könnten Auslöser für Stress bei Kindern sein:
- Das Kind vermisst den persönlichen Kontakt zu Freunden oder der Familie
- Die Anspannung und der Stress der Eltern überträgt sich auf das Kind
- Streit und Konflikte der Eltern belasten das Kind
- Die Eltern haben zu hohe Erwartungen und Ansprüche an das Kind
- Dem Kind fehlen regelmäßige Abläufe oder Strukturen
- Es gibt zu häufige Veränderungen, an die sich das Kind nicht schnell anpassen kann
Was gibt es für Entspannungsübungen für Kinder?
Entspannungsübungen für Kinder haben immer zwei wichtige Funktionen. Zum einen sollen sie das Aktivitätsniveau der Kinder senken. Als Gegenspieler zum Spielen und Toben wäre das dann die Ruhephase, in die Kinder deutlich besser kommen. Zum anderen sollen die Entspannungstechniken körperlich und geistig wohltuend wirken und Stress dauerhaft lösen.
Neben gezielten Entspannungsübungen kann auch Vorlesen eine geeignete Möglichkeit sein, damit Kinder sich entspannen und zur Ruhe kommen. Mehr dazu findest du in dem folgenden Blogartikel von uns: Hier
Entspannungsübung für Kinder Nr.1: Muskelentspannung
Hierbei wird aktive Bewegung als effektive Methode genutzt, um Stress abzubauen. Dabei soll besonders der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung die Muskulatur lockern. Dies ist beispielsweise auch beim Yoga oder der progressiven Muskelentspannung der Fall.
Die folgenden Übungen zur Entspannung von Nacken und Rücken helfen nicht nur Kindern, sondern allen, die lange sitzen. Jede Phase sollte wiederholt ausgeführt werden und dauert etwa eine Minute. Hier dazu eine Anleitung:
- Spüre im Sitzen den Boden unter deinen Füßen. Lege deine Arme auf die Oberschenkel und atme tief ein und aus. Nun balle deine rechte Hand zur Faust, so fest du kannst, und zähle bis zehn. Dann lass wieder los und entspanne die Hand. Atme dabei normal weiter. Anschließend wiederhole die Übung mit der linken Hand.
- Stell dich hin und hüpfe ganz locker auf der Stelle. Schüttle dabei Schultern, Arme und Hände. Halt an und lass nun deinen Kopf locker kreisen, ohne Druck auszuüben, von rechts nach links und umgekehrt. Dann lass deinen Kopf nach vorn sinken und spüre die Dehnung im Nacken und im Rücken. Zum Schluss hüpfe und schüttle dich wieder für eine Minute.
Entspannungsübung für Kinder Nr.2: Fantasiereisen
Geschichten oder Märchen laden Kinder zum Träumen ein. Sie gehören zu den fantasievollen- und kreativen Arten der Entspannungsübungen für Kinder. Dazu gehört auch das entspannte Tagträumen, bei dem sich Körper und Geist sehr gut erholen können. So können Erholungsphasen jederzeit auch beispielsweise in den Kita-Alltag eingebaut werden.
Für eine Fantasiereise oder eine Entspannungsgeschichte für Kinder benötigt man nur eine Matte oder eine andere bequeme Unterlage. Dort legt sich das Kind nun hin.
Folgende Geschichte könnte erzählt werden:
„Ich sitze auf einem großen Vogel. Er hat ganz weiches Gefiedert und ich sitze auf ihm, wie auf einem weichen Kissen. Um mich herum weht ein leichter, angenehmer Wind und neben mir ziehen nur ein paar kleine weiße Wolken vorbei. Ansonsten ist da nur der klare blaue Himmel.
Der Adler fliegt dahin. Der blaue Himmel über mir sieht sehr schön aus. Auch ein Flugzeug fliegt an mir vorbei. Die Menschen darin winken mir fröhlich zu. Wo sie wohl hin fliegen? Mein Adler gleitet jetzt langsam an einer anderen Wolke vorbei. Ganz vorsichtig, als wollte er sie nicht stören, schleicht sich an ihr vorbei vorbei.
Als ich hinunter schaue, sehe ich die Landschaft unter mir. Das sieht witzig aus, weil es so viele verschiedene Farben sind. Ich sehe hellgrüne Wiesen, dunkelgrüne Wälder, blaue Seen, rote Dächer von Häusern, die grauen Straßen, und ein paar bunte Autos. Die Menschen sehen von hier oben sehr klein aus. Fast wie Ameisen wuseln sie überall herum. Für uns Menschen sind Ameisen winzig. Für Ameisen sind wir Riesen. Jetzt sind die Menschen wie Ameisen und trotzdem bin ich für sie unsichtbar hier oben.
Ich mache die Augen zu und höre hin. Ich höre den Wind, der immer noch leise um mich herum weht und ich höre ein Glockenspiel, das im Himmel irgendwo sein Liedchen spielt. Das Glockenspiel klingt wunderschön. Es beruhigt mich und macht mich etwas müde.
Ich merke, dass es Zeit wird, wieder aufzustehen und sage dem Adler, dass er mich wieder auf die Erde absetzen kann. Er fragt mich, ob er mich morgen wieder abholen soll und ich sage: „Ja“.
Ihr könnt jetzt langsam aufwachen. Langsam anfangen die Arme und Beine wieder zu spüren und langsam die Augen öffnen.“
Weitere Tipps für Meditation findest Du auch bei uns im Blog: Hier
Weitere Tipps für Entspannungsübungen bei Kindern
Damit die Entspannungsübungen für Kinder besonders gut gelingen, gibt es noch ein paar Punkte, die Du beachten solltest. Folgende Punkte sorgen für ein noch besseres Gelingen der Entspannungsübungen:
- Ein abgetrennter Ruheraum mit leicht gedämmtem Licht kann den Kindern dabei helfen, besser und schneller in die Entspannungsübungen zu finden
- Etwas leichte und melodische Musik kann als Ergänzung bei der Entspannung auch sehr gut helfen
- Gemütliche Kissen und Matten helfen dabei, eine bequeme Haltung für die Entspannung einzunehmen
- Die Entspannungsübungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, damit sie besonders effektiv sind
Beitragsbild: Photo by Stavrialena Gontzou on Unsplash