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Bedürfnisorientierte Erziehung

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Erziehung ist ein komplexes Thema, das uns alle betrifft. Eine bedürfnisorientierte Erziehung setzt sich das Ziel, die individuellen Bedürfnisse und Entwicklungsstufen eines Kindes in den Fokus zu stellen. In diesem Blogpost werden wir uns damit auseinandersetzen, was bedürfnisorientierte Erziehung genau bedeutet, welche Vorteile sie bietet und wie man sie in der Praxis umsetzen kann.

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Was ist bedürfnisorientierte Erziehung?

Bedürfnisorientierte Erziehung, im Englischen auch attachment parenting genannt, wurde von William Sears und seiner Frau Martha Sears definiert. Sie haben den Begriff in den 1970-er Jahren geprägt und somit den bedürfnisorientierten Ansatz in der Pädagogik etabliert.

Die Grundidee, die hinter dieser Erziehungsform steht, ist der Fakt, dass jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse besitzt. So hat ein Baby andere Bedürfnisse als ein Kleinkind. Das Kleinkind wiederum verfügt über andere Bedürfnisse als ein heranwachsendes Kind, dass sich schon gut ausdrücken kann. Das heranwachsende Kind hat dann aber auch ganz andere Bedürfnisse als Jugendliche oder Erwachsene. Diese Grundidee hebt also für jeden Menschen und jedes Individuum die einzelnen Bedürfnisse hervor und setzt somit auch die Beziehungen zwischen den Eltern und den Kindern in den Vordergrund.

William und Martha Sears entwickelten beispielsweise auch die Grundidee, dass eine starke Bindung, die sich in den ersten Kinderjahren aufbaut, auch eine optimale Basis für die spätere Beziehung zwischen Eltern und Nachwuchs darstellt. Eine starke Bindung kann wiederum dazu beitragen, Familienkonflikten vorzubeugen.

Die 7 „B´s“ der bedürfnisorientierten Erziehung

Zum Verständnis der bedürfnisorientierten Erziehung haben William und Martha Sears einige Grundregeln entwickelt, die die Säulen dieser Pädagogik darstellen. Dies sind die 7 „B’s“ (Säulen), die im folgenden Abschnitt vorgestellt werden. Da das Konzept aus dem englischen attachment parenting stammt, beziehen sich die „B´s“ meist auf die englischen Begriffe.

Zu den 7 „B´s“ der bedürfnisorientierten Erziehung zählen:

1. Die Bindung bei der Geburt (Birth Bonding):

  • Bei der Geburt selbst, aber auch in den Tagen und Wochen danach, legt man einen wichtigen Grundstein für die spätere Bindung. Hier begegnet der nach Bindung suchende Säugling dem intuitiven und fürsorglichen Verhalten der Eltern.

2. Das Stillen (Breastfeeding):

  • Laut William Sears ist das Stillen ist nicht nur ein cleverer Schachzug von Mutter Natur, um den Säugling zu ernähren, denn wer stillt, übt sich im „Babylesen“ und lernt die Signale und Bedürfnisse des Babys gut zu lesen. Außerdem wird die Bindung zum Kind gestärkt.

3. Das Tragen (Babywearing):

  • Wenn man ein Baby trägt, kann es seine Umwelt entdecken und fühlt sich gleichzeitig geborgen. Weiterhin soll der stetige Körperkontakt eine bessere Bindung zwischen Eltern und Baby aufbauen.

4. Gemeinsam Schlafen (Bedsharing):

  • Der Gedanke hinter dem gemeinsamen Schlafen nennt sich „Co-Sleeping„, also dem Schlaf in unmittelbarer Nähe zueinander. Dabei können Eltern darauf Rücksicht nehmen und die Trennungsangst reduzieren. Das Kind lernt so, dass die Nacht oder der Schlaf kein Grund zum Fürchten ist.

5. Die Signalwirkung des Schreiens (Believe in Baby’s cries):

  • Babys schreien, weil sie nur so auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen können. Wenn du einfühlsam auf die Schreie deines Kindes eingehst, legst du den Grundstein für Vertrauen.
  • Häufig wird von vielen Eltern auch der Grundsatz vertreten, dass man Babys einfach schreien lassen sollte, damit Sie lernen sich selbst zu beruhigen. Dies ist natürlich ein fataler Irrglaube. Lies hierzu auch gern unseren Blogpost zur Schwarzen Pädagogik.
  • Dabei sollte man nach Sears stets im Hinterkopf behalten: Säuglinge weinen nicht unbedingt immer, um irgendetwas zu bekommen, sondern um zu kommunizieren.

6. Achtung vor Schlafprogrammen und Co. (Beware of Babytrainers):

  • Als Elternteil weißt du meist intuitiv, was dein Baby benötigt. Es ist aber völlig verständlich, dass du dich zunächst in die Rolle der Mutter oder des Vaters eingewöhnen musst.
  • Es gibt einige Programme oder Ratschläge, nach denen du deinen Säugling nach einer Art Zeitplan versorgen sollst. Diese sind nicht förderlich. Diese können einen gewissen Abstand zwischen dir und deinem Kind schaffen und verhindern, dass du mehr über die Bedürfnisse deines Nachwuchses herausfindest.

7. Gleichgewicht der Familienbedürfnisse und Beachtung eigener Grenzen (Balance and Boundaries):

  • Ein Baby verändert deinen gesamten Alltag – nun musst du deine eigenen Bedürfnisse ein Stück weit zurückstellen, um die deines Kindes zu erfüllen. Das bedeutet aber nicht, dass man die eigenen Grenzen dauerhaft überschreiten sollte. Mit der Zeit erlernt man, wie man das Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen aller Familienmitglieder schafft.

 

So lassen sich die Bedürfnisse des Kindes erkennen

Die Bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung hat einen tollen Nebeneffekt: Man kann das Kind ganz genau kennenlernen. Daher gibt es eine kleine Checkliste, die wir hier vorstellen wollen.

Diese Checkliste soll alle wichtigen Signale des Babys oder des Kindes „lesbar“ machen:

  • Dein Kind macht Quatsch und erscheint einem nervig und anstrengend: Dahinter kann das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit stecken.
  • Das Kind ist ruhelos, unzufrieden und möchte nichts von dem, was man ihm anbietet: Womöglich sehnt sich dein Kind nach Ruhe.
  • Der Nachwuchs weint viel oder regt sich wegen Kleinigkeiten auf: Dahinter kann das Bedürfnis nach Trost stecken.
  • Das Kind quengelt und möchte dich nicht loslassen: Das kann auf ein Bedürfnis nach Nähe hindeuten.
  • Das Kind verlangt sehr oft nach Süßigkeiten oder zeigt ein unerwünschtes Verhalten: Das können Anzeichen für das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung sein.

Kritik an der Bedürfnisorientierten Erziehung

Studien machen deutlich, dass der Ansatz der bedürfnisorientierten Erziehung die Bindung zwischen Eltern und Kind unterstützen kann. Auch wenn oft behauptet wird, dass die bedürfnisorientierte Erziehung über wenig Regeln verfügt und nur die Bedürfnisse des Kindes bedient – Das stimmt natürlich nicht, da auch im 7.ten „B“ die Eltern enthalten sind und die Sears auch immer wieder das Umfeld in ihren Büchern mit einbeziehen.

Ein weiterer Kritikpunkt an der bedürfnisorientierten Erziehung ist die Tatsache, dass William und Martha Sears den fundamentalistisch-evangelikalen Christen angehören. Vor diesem Hintergrund lehnen viele den Begriff bewusst ab. Auch wenn einige seiner Theorien (etwa Auszeiten) fragwürdig sind und er für ein sehr konservatives Familienbild steht: Sears hat mit seinen Veröffentlichungen eine Bewegung ins Leben gerufen, die auch ihre guten Seiten hat.

Zusammenfassung zur bedürfnisorientierten Erziehung

Was vielleicht alles im ersten Moment etwas pathetisch oder sehr idealistisch klingt, ist grundsätzlich etwas, was häufig vergessen wird: Das Gegenseitige gesehen werden, Ernst genommen werden mit allen Bedürfnissen und Emotionen. Die bedürfnisorientierte Erziehung glaubt daran, dass es insbesondere für Babys und Kinder unglaublich wichtig ist, gesehen und respektiert zu werden und das ist unserer Meinung nach ein wirklich schöner Grundgedanke.

Ob man sich nun strikt an alle „B`s“ dieser Erziehungsphilosophie hält oder sich einfach nur einige Impulse daraus mitnimmt, ist am Ende jedem einzelnen selbst zu überlassen. Wir denken aber, dass das gegenseitige Sehen und das Ernstnehmen von Bedürfnissen nie verkehrt sein kann.

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Quellen:

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