Dunkle Erziehungsmethoden Schwarze Pädagogik

Vielleicht hast auch Du schon einmal von der sogenannten „Schwarzen Pädagogik“ gehört. Sie steht allgemein für Erziehungsmethoden, die mit Strafen, Kontrolle, Gewalt, Demütigungen oder Einschüchterungen arbeiten. Wir zeigen Dir in diesem Blogbeitrag, was man genau unter Schwarzer Pädagogik versteht und woran man diese erkennt.

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Was ist Schwarze Pädagogik?

Die Methoden der Schwarzen Pädagogik waren bis zum 19. Jahrhundert noch gang und gäbe. Damals wurden diese Methoden natürlich noch nicht schwarze Pädagogik genannt, sondern waren einfach der pädagogische Standard in der Erziehung von Kindern. Der Begriff der Schwarzen Pädagogik geht unter anderem auf die deutsche Publizistin Katharina Rutschky zurück. Sie prägte diesen Begriff und übte mit ihm starke Kritik an den Erziehungsmethoden der vorausgegangenen Jahrhunderte.

Unter schwarzer Pädagogik werden allgemein solche Erziehungsmethoden verstanden, die mit Strafen, Kontrolle, Gewalt, Demütigungen oder Einschüchterungen verbunden sind. Daher wird die schwarze Pädagogik auch häufig Pädagogik der Gewalt genannt. Diese Gewalt wird sowohl körperlich als auch psychisch ausgeübt.

Warum wurde Schwarze Pädagogik ausgeübt?

Lange galt in der Pädagogik die Ansicht, dass Kinder als unvollständige Erwachsene auf die Welt kommen, welche erst einen Wert hätten, wenn sie alles Kindliche verlieren. Jegliche Spielfreude, Kreativität und Fantasie sollten dazu ausgemerzt werden, da dies nicht reif und erwachsen sei. Das alles hat zum Ziel, die Kinder und Jugendliche völlig unterzuordnen und aus ihnen Erwachsene „zu machen“.

Wo hat Schwarze Pädagogik ihren Ursprung?

Die Kritiker der Schwarzen Pädagogik bezeichneten meist die Pädagogik der Vorjahre als „schwarz“ und schrieben vielen autoritären Erziehungsmethoden dieses Prädikat zu. Ganz eindeutig lassen sich die Merkmale der Schwarzen Pädagogik im Nationalsozialismus wiederfinden. Dort galten die Grundsätze der Bedeutung rassischer Kategorien und Strafen bis hin zur physischen Vernichtung. Gehorsam stand an oberster Stelle und besonders in Kindern wurden bereits zukünftige Soldaten gesehen, denen diese Grundsätze gelehrt werden mussten. Mit Blick auf die DDR zielt der Begriff in besonderer Weise auf das System der staatlichen Kinderheime und auf die Jugendwerkhöfe. In diesen wurde meist mit drakonischen Bestrafungen der Kinder gearbeitet und sie wurden mit stark unterdrückenden Methoden und Praktiken geführt.

Ist Schwarze Pädagogik auch heute noch zu finden?

Ganz pauschal lässt sich dies nicht beantworten, da es auch nicht DIE Schwarze Pädagogik gibt. Es gibt immer nur bestimmte Merkmale, die für diese Form der Pädagogik stehen. Welcher Glaube jedoch auch heute noch häufig vertreten ist und eindeutig der Schwarzen Pädagogik zuzuordnen ist, ist dass Kinder nicht immer getröstet werden sollten. Ob das Kleinkind, das gerade gestürzt ist oder das Baby, das bereits seit 2 Minuten schreit – kein Kind sollte zuviel Trost erfahren. Dies soll die Kinder abhärten und dafür sorgen, dass Kinder sich selbst Trost geben oder im Falle des schreienden Babys – Sich selbst beruhigen und einschlafen, so der Glaube einiger Eltern und Pädagogen. Beides ist jedoch absolut schädlich für die Entwicklung des Kindes, denn wer sein Kind oder Baby ganz bewusst lange schreien lässt, ohne es zu trösten, setzt es letztlich dem Gefühl von Todesangst und absoluter Hilflosigkeit aus.

Dies hat meist langfristig zur Folge, dass das Kind lernt, dass auf nichts im Leben Verlass ist, da ihm die eigenen Eltern nicht zur Hilfe kommen. In der Bildungsforschung und Psychologie geht man sogar davon aus, dass dies zu Bindungsstörungen im späteren Leben führen könnte.

Sind Märchen Schwarze Pädagogik?

In den 1970er Jahren wurden Kindermärchen als Schwarze Pädagogik kritisiert. Kannibalistische Hexen, böse Stiefmütter, abgeschnittene Finger und ausgestochene Augen – dass Böses aus den Märchenbüchern komme und dass die uralten Geschichten endlich aus der Kindererziehung verbannt werden müssten, wurde in den 1970er Jahren stark thematisiert. Ob Märchen Schwarze Pädagogik beinhalten und vermitteln, ist jedoch nie gänzlich geklärt worden. Fest steht jedoch, dass Kinder die klassischen Volksmärchen bereits sehr gut verstehen können und meist eher positiv sehen. Bei einer Todesbedrohung einer Heldin werten Kinder dies viel mehr als natürlichen Entwicklungsweg dieser Heldin und nicht als eine negative Gefahr.

Foto von Natalia Yakovleva auf Unsplash

Die Definition nach Alice Miller

Alice Miller ist Psychoanalytikerin und Kindheitsforscherin. Sie war neben Katharina Rutschky eine weitere große Kritikerin von pädagogischen Methoden, die der Schwarzen Pädagogik ähnelten. Von ihr stammt das folgende Zitat zur Schwarzen Pädagogik, in dem sie ihr Verständnis dieser „Pädagogik-Form“ darstellt:

„Unter der ‚Schwarzen Pädagogik‘ verstehe ich eine Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, den Willen des Kindes zu brechen, es mit Hilfe der offenen oder verborgenen Machtausübung, Manipulation und Erpressung zum gehorsamen Untertan zu machen.“

Methoden der schwarzen Pädagogik

Wie bereits beschrieben, sind die Methoden der Schwarzen Pädagogik meist sehr repressiv und sollen immer dafür sorgen, dass Macht auf die Kinder ausgeübt wird. Die einzelnen Methoden, die bei Schwarzer Pädagogik ausgeübt werden und die dementsprechend in der Pädagogik nicht zum Einsatz kommen sollten, sind die folgenden:

  • Fallen stellen,
  • Lügen,
  • Listanwendung,
  • Verschleierung,
  • Manipulation,
  • Ängstigung,
  • Liebesentzug,
  • Isolierung,
  • Misstrauen,
  • Demütigung,
  • Verachtung,
  • Spott,
  • Beschämung,
  • Gewaltanwendung

Wie lässt sich Schwarze Pädagogik vermeiden?

Als erstes ist es ganz wichtig, achtsam zu sein und zu wissen, was eigentlich die Merkmale der Schwarzen Pädagogik sind. Wenn Du dies als Erzieher:in oder Elternteil weißt und verinnerlichst, kannst Du bereits viel besser Verhaltensweisen bei Dir erkennen, die Kinder schädigen könnten. Natürlich ist man als Pädagogin oder Elternteil nicht perfekt. Aber besonders Gewalt (sowohl psychisch als auch körperlich) sollte stets vermieden werden. Die Kindheitsforscherin Alice Miller legt Eltern und Pädagogen den folgenden Leitsatz ans Herz:

Wenn man einem Kind Moral predigt, lernt es Moral predigen, wenn man es warnt, lernt es warnen, wenn man mit ihm schimpft, lernt es schimpfen, wenn man es auslacht, lernt es auslachen, wenn man es demütigt, lernt es demütigen, wenn man seine Seele tötet, lernt es töten. Es hat dann nur die Wahl, ob sich selbst, oder die anderen oder beides.

Dieser Leitsatz soll Pädagogen und Eltern dafür sensibilisieren, wieviel Einfluss das eigene Verhalten gegenüber dem Kind hat. Das zukünftige Handeln des heranwachsenden Kindes wird meist sehr direkt von dem Verhalten der Erwachsenen beeinflusst.

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Quellen:

Beitragsbild: Foto von Egor Yakushkin auf Unsplash

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