Die Bedeutung der Körpersprache beim Menschen
Lange, bevor wir sprechen können, kommunizieren wir bereits nonverbal über Gestik und Mimik. Diese Form der Kommunikation ist uns quasi in die Wiege gelegt. Mit ein wenig Übung gelingt es daher Eltern, ihren Nachwuchs auch vor dem Erlernen der Sprache ohne Worte zu verstehen. Dabei reagieren Babys weltweit ähnlich und werden so auch überall verstanden. Grund hierfür ist die Körpersprache. Sie ist von großer Bedeutung und Wichtigkeit, da sie tief in uns verankert ist und einen großen Anteil unserer Kommunikation ausmacht.
Körpersprache ist meist unbewusst…
Körpersprache geschieht meist unbewusst, manchmal ist sie aber auch bewusst gewollt und gewählt. In anderen Fällen wiederum ganz und gar ungewollt und wir wollen sie eher zurückhalten.
Kinder sind beispielsweise bis zu einem bestimmten Alter gar nicht dazu in der Lage, nonverbale Verhaltensweisen und Körpersprache zu adaptieren oder bewusst zu verändern und zu steuern. Dies ist erst ab der frühen Pubertät möglich. Erst dort kann diese Kommunikationsform bewusst abgeändert oder gesteuert werden. Daher ist ein richtiges Verständnis der Körpersprache auch ungemein wichtig und sollte gerade in der nonverbalen Kommunikation von Kindern nicht außer Acht gelassen werden. Körpersprache kann Bezugspersonen nämlich dabei helfen, Gefühle zu verstehen, die (noch) nicht verbalisiert werden können.
Körpersprache macht den Großteil unserer Kommunikation aus
Da die Körpersprache einen sehr großen Anteil unserer Kommunikation ausmacht und wir stets über diese Kommunizieren, auch wenn wir es gerade gar nicht wollen, ist die Körpersprache auch in der Forschung zu einem wichtigen Thema geworden. Denn mit Hilfe der Körpersprache identifizieren beispielsweise Personaler ihre Bewerber, Promoter in der Fußgängerzone spendenwillige Passanten, flirtbereite Menschen ihre Interaktionspartner oder aber auch Gewalttäter ihre Opfer.
In den meisten Fällen helfen Gestik und Mimik aber dabei, das Gesagte und Gefühlte zu unterstreichen. Beispielsweise im direkten persönlichen Kontakt zwischen 2 Menschen. Schwierig wird es dann nur, wenn sich Körpersprache und gesprochene Nachricht widersprechen, z. B. wenn man lügt. Zu einem solchen Widerspruch gibt es eine große Anzahl an Merkmalen, die auf eine Lüge hinweisen. Einen interessanten Beitrag dazu, wie man Lügen enttarnt, findest Du hier: Link
Körpersprache bei Kindern und das Körperbewusstsein
Da die Körpersprache eine so große Wichtigkeit und Tragweite besitzt, wollen wir uns im Folgenden nun mit der Körpersprache bei Kindern befassen. Kinder müssen erst lernen, ein Körperbewusstsein zu entwickeln. Ihre Motorik ist noch nicht ausgereift, ihr Körper wächst und verändert sich. Auch deswegen tragen Kinder öfter kleine Blessuren davon als Erwachsene oder gelten als tollpatschig.
Warum Kinder mehr zur Körpersprache lernen sollten…
Bei der Körpersprache von Kindern ist es sehr wichtig, dass sie die Bandbreite der Körpersprache nicht nur kennenlernen, sondern auch lernen, verschiedene Gefühle zu regulieren. Dafür sind die Kinder aber auch auf empathische Erwachsene angewiesen, die ihnen eine passende Körpersprache vorleben. Eine weitere Grundvoraussetzung ist es aber auch, dass Bezugspersonen die kindliche Körpersprache richtig deuten. Gerade Kinder zeigen ihre Gefühle vorwiegend in Mimik, Gestik und Verhalten.
Körpersprache bei Kindern richtig deuten
Wie bereits beschrieben, können Kinder kaum ihre eigene Körpersprache richtig regulieren oder verstellen – Kinder verhalten sich meist ganz natürlich und das macht sie so liebenswert. So sind ihre Bewegungen und ihr Gesichtsausdruck unverfälscht und spiegeln ihr Befinden naturgetreu wider. Also kann uns als Eltern oder Erzieher (m/w/d) ihre Körpersprache uns dabei helfen, in ihnen wie in einem offenen Buch zu lesen. Worauf kommt es also dabei an?
Diese 4 Signale müssen Du hinsichtlich der Körpersprache bei Kindern im Blick behalten
- Haltung
- Stimme und Tonfall (das ist insofern nonverbal, als dass es dabei nicht um das Gesprochene geht)
- Gestik
- Mimik
Die Haltung zeigt, wie sich das Kind wirklich fühlt
Das Kind behauptet, es sei topfit, wach und könne auf jeden Fall eine Runde Spielen gehen und dann noch Malen bevor es sein Spielzeug aufräumt? Schau Dir das Kind genau an, denn seine Haltung verrät Dir, ob es diese Energie wirklich noch hat oder sie nur vortäuscht. Die Körpersprache von Kindern lässt sich schwer verfälschen.
Hat das Kind eine aufrechte, lockere Körperhaltung? Dann hat es die Situation wahrscheinlich im Griff und ist voller Selbstvertrauen, seine Behauptung auch einlösen zu können. Skeptisch werden solltest Du hingegen bei den folgenden Signalen:
- Das Kind lässt seine Schultern hängen.
- Das Kind steht mit gebeugtem Rücken vor Ihnen.
- Das Kind lässt seine Arme schlaff herunterhängen.
- Das Kind schaut nach unten, während es behauptet, topfit zu sein.
Wenn nun das Kind auch noch vermeidet, Dir in die Augen zu sehen, sagt es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Wahrheit. Trifft eines oder mehrerer dieser körperlichen Anzeichen zu, verrät Dir dies schnell, dass das Kind alles andere als energiegeladen und munter ist. Im Gegenteil, es fühlt sich wahrscheinlich abgespannt und müde und sucht nur eine Möglichkeit, der ungeliebten Aufgabe noch eine Weile zu entkommen.
Übungen zur Körpersprache bei Kindern
Nicht nur Kindern können durch bestimmte Übungen sich ihrer Körpersprache bewusst werden und dadurch ein noch größeres Selbstvertrauen erlangen. Auch die meisten Erwachsenen sind sich ihrer Körpersprache selten bewusst und könnten dies eigentlich verbessern. Deswegen ist der erste wichtige Schritt auf dem Weg zu einem besseren Verständnis nonverbaler Interaktion das Bewusst-machen und -werden. Im Folgenden haben wir ein paar praktische Übungen für Dich, wie Du gemeinsam mit Kindern üben kannst, die Körpersprache besser deuten und auch einsetzen zu können.
Übung Nr.1: Standbilder
Standbilder sind eine tolle Möglichkeit, den Fokus auf nonverbale Signale zu legen und Kinder für die Körpersprache zu sensibilisieren. Dabei kommen die Darsteller eines Standbildes völlig ohne Bewegungen aus – sie versteinern also in einer bestimmten Position, z. B. für 30 Sekunden, je nachdem, wie anstrengend die jeweilige Körperhaltung ist.
Gib den Kindern in Kleingruppen eine Situation vor, die sie dann nonverbal ausdrücken. Der Rest der Gruppe errät, welche Emotionen die kleinen Schauspieler ausdrücken oder welche Ereignisse der dargestellten Szene vorausgegangen sein könnten. Anschließend besprichst Du gemeinsam mit den Kindern, welche nonverbalen Signale den Kindern dabei geholfen haben, Kontext und Botschaft auch ohne Worte zu verstehen. Dadurch lernen beide Gruppen der Kinder. Zum einen die Kinder, welche die Szene darstellen. Was löst ihre Körpersprache aus und wie wird sie gelesen… Zum anderen die Kinder, welche die Emotionen erkennt. Diese lernt, wie Emotionen aus der Körpersprache gelesen werden und woran diese zu erkennen sind.
Übung Nr.2: Gefühls-Pantomime
Bei der Gefühls-Pantomime ist im Gegensatz zum Standbild Bewegung erlaubt. Sie ist eine weitere gute Übung für die Körpersprache bei Kindern. Variiere bei dieser Übung je nach Alter oder Erfahrung den Schwierigkeitsgrad. Für den Anfang mag es herausfordernd genug sein, bekannte Gefühle wie Wut, Angst, Freude, Schmerz, Hunger, Durst und Müdigkeit nonverbal darzustellen.
Deine Kinder verstehen komplexere Gefühle oder Gefühlsabstufungen durch eine kleine Vorentlastung einfacher. Sammle dafür z. B. vorher gemeinsam verwandte Gefühle, besprich die Unterschiede und finde Situationen, in denen die Kinder diese Gefühle vielleicht schon verspürt haben. Beispiele dafür sind:
- Trauer, Enttäuschung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Zweifel, Unsicherheit, Scham, Heimweh
- Glück, Freude, Zufriedenheit, Vorfreude, Genuss, Spaß, Übermut, Zärtlichkeit, Interesse, Liebe, Überraschung
- Hass, Wut, Rache, Reue, Misstrauen, Neid, Abneigung, Ekel
- Mut, Selbstbewusstsein, Stolz, Erleichterung, Entspannung, Sympathie, Neugierde, Triumph
Wurde diese Vorbereitung getroffen, werden nun in kleinen Gruppen von den Kindern mit der Gefühls-Pantomime diese Gefühle dargestellt. Die anderen Kinder müssen dann erraten, um welche Gefühle es sich bei der Darstellung handelt. Anschließend ist es auch nur noch ein kleiner Schritt hin zu ersten kleinen Theaterszenen oder vielleicht sogar einem eigenen kleinen Theaterstück.
Übung Nr.3: Power Posing
Power Posing ist in der Forschung zu nonverbaler Kommunikation die Einnahme einer raumeinnehmenden Körperhaltung (Power Pose). Es geht hauptsächlich auf die Untersuchungen der amerikanischen Sozialpsychologin Amy Cuddy zurück. Laut ursprünglicher Forschung sind „Power Poses“ offene und raumeinnehmende Körperhaltungen, die zu einer Zunahme des Testosteronspiegels, von Glückshormonen und zu einer Abnahme des Stresshormons Cortisol führen sollen. Diese Forschung konnte inzwischen bestätigt werden und zeigt, dass unsere Körperhaltung einen starken Einfluss auf unsere Gefühlswelt haben kann.
Zum Üben dieser Posen und dem damit verbundenen Gewinn an Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Körpergefühl, kannst Du mit den Kindern die sogenannten „High Power Poses“ üben. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass man sich groß macht: durch breitbeiniges Stehen oder Sitzen, Ausstrecken der Arme oder einen erhobenen Kopf, ähnlich einer Siegerpose. Nachdem die Kinder dies gemacht haben, kannst Du sie fragen, wie sie sich dabei gefühlt haben und ob es ihre Stimmung verbessert hat.
Im Gegensatz dazu kannst Du mit den Kindern auch die sogenannten „Low Power Poses“ durchführen. Dies sind Körperhaltungen, bei denen man sich zusammenkauert oder klein macht – etwa, wenn man sich unwohl fühlt oder Angst hat, was ja in manchen Situationen auch völlig okay und nachvollziehbar ist. Wenn die Kinder dies durchgeführt haben, kannst Du sie ebenfalls fragen, wie sie sich danach fühlen und wie ihre Stimmung ist. Wahrscheinlich wird ihre Gefühlswelt der Haltung „gefolgt“ sein.
Zusammenfassend kann das Power Posing ein wunderbares Mittel sein, den Körper besser kennenzulernen und mit Emotionen umzugehen.
Dein Job in der Pädagogik bei mega3
- Sollten wir Dich neugierig gemacht haben, kannst Du hier noch mehr über die Zeitarbeit bei uns erfahren: Hier
- Falls Du schon immer mal wissen wolltest, wie viel ein:e Erzieher:in in Hamburg verdient, kannst Du Dir folgenden Blogartikel durchlesen: Hier
- Oder falls Du Interesse an unseren zahlreichen Jobangeboten haben solltest, findest Du hier vielleicht Deine neuen Job in der Pädagogik bei mega3: Hier
Quellen:
Beitragsbild: Photo by Caleb Woods on Unsplash