Den Tagen mehr Leben geben Was ist Palliativmedizin?

Die Palliativmedizin ist eine ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer fortschreitenden Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung. Wir zeigen Dir, was dies genau bedeutet und welchen Hintergrund die Palliativmedizin hat.

Der Begriff Palliativmedizin wird aus dem lateinischen palliativ abgeleitet. Die sogenannte cura palliativa, welche erstmalig im 14 Jahrhundert benannt wurde, stammt von palliare „mit einem Mantel umhüllen“, „bemänteln“ „verbergen“, „schützen“. Und genau dieser Schutz ist es, der die Palliativmedizin sehr passend beschreibt. Sie soll die Patienten schützen und diese bei einer fortschreitenden Erkrankung sowie einer begrenzten Lebenserwartung betreuen.

Wie wird Palliativmedizin definiert?

Folgt man den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), dann umfasst dieser Bereich der Medizin und Pflege die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer begrenzten Lebenserwartung. Diese begrenzte Lebenserwartung kann die Folge von schweren Vorerkrankungen sein (z.B. Krebserkrankungen, schwere Herz- oder Lungenerkrankungen etc.). Die zugrundeliegenden Erkrankungen können meist bei den Patienten nicht mehr geheilt werden und dadurch treten die Linderung von Schmerzen und der anderen belastenden Krankheitsbeschwerden in den Vordergrund. Weiterhin sind auch die psychischen, sozialen oder spirituellen Probleme die vorrangigen Themen in der Palliativmedizin.

Palliativmedizin in der klassischen Medizin: Ein Gegensatz?

Natürlich ist die Palliativmedizin eine etablierte Disziplin in der klassischen Medizin, aber trotzdem gibt es einige Besonderheiten, wodurch der Ansatz der Palliativmedizin fast schon gegensätzlich klingen kann.

Während in der klassischen Medizin beispielsweise das Ziel verfolgt wird, jeden Patienten von seinen Krankheiten zu heilen, kommt die Palliativmedizin hingegen zum Tragen, wenn die Mittel dieser klassischen Medizin nicht (mehr) ausreichen. Dabei verschiebt sich der Fokus weg von der Behandlung und blickt auf die Belange der erkrankten Menschen. Anstatt diese zu heilen, möchte die Palliativmedizin unheilbar kranke Menschen dabei unterstützen, ihre letzten Monate, Wochen und Tage mit einer möglichst hohen Lebensqualität zu erleben. Dies natürlich selbstbestimmt und ohne unnötiges Leid.

Wille des Patienten im Vordergrund

Ein weiterer entscheidender Gegensatz zur klassischen Medizin ist es, dass bei der Palliativmedizin nicht das technisch Machbare im Vordergrund steht oder etwa neueste Behandlungsmethoden getestet werden, damit das Leben vielleicht noch für einen weiteren kurzen Zeitraum verlängert werden kann. In der Palliativmedizin zählt hauptsächlich das, was der Patient will. So besprechen die Ärzte im Kontext der Palliativmedizin beispielsweise das Für und Wider einer Operation und überlegen, wie der Eingriff sinnvoll wäre. So könnten auch z.B. Chemotherapien das Leben noch ein wenig verlängern, jedoch würde dies das Leben möglicherweise kaum lebenswerter machen und verursacht auf diesem Wege nur noch weiteres Leid.

Nach dem Leitsatz von Cicely Saunders

Ein wichtiger Leitsatz der Palliativmedizin geht auf die Begründerin der modernen Palliativmedizin zurück. So beschrieb Cicely Saunders die Palliativmedizin wie folgt: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Die englische Ärztin wurde 1918 geboren und gilt als Begründerin der modernen Palliativmedizin. Ihre Aussage fasst somit gut zusammen, um was es in diesem Konzept der Krankheitsbegleitung geht.

Aus welchen medizinischen Gebieten kommen Palliativpfleger?

Die Palliativmedizin, die damit verbundenen Behandlungen und die Pflege der Patienten geht häufig weit über das hinaus, was Ärzte traditionell leisten. Dabei lassen sich grob ein medizinischer Bereich abgrenzen und ein Bereich, bei dem es um die psychosozialen und spirituellen Belange des Betroffenen geht. Dadurch entsteht ein ganzheitlicher Ansatz in der Palliativmedizin und von daher kümmert sich bei der palliativen Begleitung auch ein Team von verschiedenen Spezialisten aus unterschiedlichen Disziplinen um den erkrankten Menschen:

Symptome sollen gelindert werden…

Die Palliativ-Ärzte versuchen, die Symptome des Betroffenen zu lindern. Die Schmerzen, die mit der Krankheit einhergehen, lassen sich beispielsweise mit Therapien oder Medikamenten behandeln. Bei Patienten, die ausschließlich im Bett liegen können, wird beispielsweise eine Dekubitusprophylaxe durchgeführt. Aber auch um andere Beschwerden kümmern sich die Ärzte. Krebserkrankungen gehen etwa gerade im fortgeschrittenen Stadium häufig mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Atemproblemen einher. Auch dies soll im Rahmen der Palliativmedizin gelindert werden.

Unterschied zwischen Hospiz und Palliativstation

Häufig miteinander in Zusammenhang gebracht oder auch verwechselt werden Hospize und Palliativstationen. Dieser Unterschied zwischen Hospiz und Palliativstation soll an dieser Stelle geklärt werden. Grundsätzlich muss aber an dieser Stelle auch gesagt werden, dass in beiden Einrichtungen eine Palliativversorgung möglich ist. Diese Versorgung könnte sowohl zu Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz erfolgen – Versicherte haben einen gesetzlichen Anspruch auf Palliativmedizin. Bei einer Betreuung zu Hause kann dann die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) Unterstützung bieten.

Fangen wir an mit einem Hospiz. Bei einem Hospiz handelt es sich um eine vom Krankenhaus oder Seniorenheim unabhängige Pflegeeinrichtung. In dieser Einrichtung werden Schwerstkranke mit absehbarem Lebensende bis zu ihrem Tod betreut. Die durchschnittliche Verweildauer in einem Hospiz liegt etwa zwischen 2 – 4 Wochen. Die Finanzierung des Aufenthalts setzt sich zusammen aus einem Zuschuss der Krankenkassen, einem Beitrag der Pflegekassen je nach Einstufung in die Pflegestufe sowie einem Eigenanteil des Trägers und des Hospizpatienten.

Bis jetzt wird die Betreuung in einem Hospiz noch nicht bei allen Krankenkassen umgesetzt. Details sollten dazu individuell bei der jeweiligen Krankenkasse erfragt werden.

Kommen wir nun zur Palliativstation: Im Gegensatz zum Hospiz ist die Palliativstation eine Abteilung in einem Krankenhaus oder an ein solches angebunden. Diese Station ist darauf spezialisiert, Schwerstkranke zu behandeln und zu betreuen. Die durchschnittliche Verweildauer auf einer Palliativstation beträgt 10 Tage.

Die Finanzierung des Aufenthalts wird durch die Krankenkassen und durch den krankenhausüblichen Eigenbetrag abgedeckt.

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Studienergebnis: Patienten aus der Palliativpflege leben länger

Die Wirkung von palliativer Betreuung und der Palliativmedizin bestätigen auch Studien. So wurde am Massachusetts General Hospital in Boston (Link) mehrere Patienten, die unter Lungenkrebs litten, begleitet. Ein Team betreute die Tumorpatienten palliativ sehr umfangreich. Das Ergebnis: Die Erkrankten bekundeten daraufhin in Fragebögen eine verbesserte Lebensqualität. Bemerkenswerterweise lebten sie auch bis zu mehrere Wochen länger als der Durchschnitt der Erkrankten. Dieses Ergebnis beeindruckte die Forscher, denn die Lebensverlängerung ist kein Ziel in der Palliativmedizin. Zudem wiesen die Forschungsergebnisse darauf hin, dass es sich auszuzahlen scheint, bereits früh mit der palliativen Begleitung zu beginnen.

Die umfassende Betreuung in der Palliativmedizin als Vorteil

Dieses Forschungsergebnis bestätigen auch deutsche Palliativmediziner. Nach ihren Angaben macht es durchaus Sinn, wenn Krebskranke zu Beginn der Therapie nicht nur zum Arzt Kontakt haben, sondern darüber hinaus auch mit psychologisch geschultem Personal. Diese sich ihnen annehmen würden und mit den erkrankten Menschen über die Folgen ihrer Krankheit sprächen. Denn der Alltag in der Pflege sieht meist ganz anders aus. Hier beginnt in der Regel die palliative Begleitung erst dann, wenn die Krankheit sehr weit fortgeschritten ist. In manchen Krankenhäusern stellt sich das Palliativ-Team dann dem Patienten vor. Interessierte können aber auch selbst beim Krankenhaus oder ihrer Krankenkasse nachfragen, ob es entsprechende Angebote in der Nähe gibt. Zudem bestehen regionale Palliativmedizin-Netzwerke, an die man sich wenden kann, ebenso Hospiz-Dienste vor Ort.

Wie kann man Palliativpflegerin oder Palliativpfleger werden?

Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Weiterbildung zum Palliativpfleger müssen einen Palliative Care Kurs Pflege besuchen. Dazu benötigen sie Grundvoraussetzung eine dreijährige Ausbildung mit einem staatlichen Examen in Gesundheits- und Krankenpflege oder eine dreijährige Ausbildung mit einem staatlichen Examen in Altenpflege. Empfohlen ist eine mindestens zweijährige Berufserfahrung. In Einzelfällen können auch Angehörige anderer Berufsgruppen (z.B. Altenpflegehelfer mit Erfahrung im Feld) zum Kurs zugelassen werden.

Falls Du mehr dazu erfahren möchtest, besuche die Website der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Diese zeigen Dir zertifizierte Weiterbildungsinstitute auch in Deiner Nähe: Link

Deine berufliche Zukunft bei mega3

Falls Du Interesse an einer beruflichen Veränderung oder an einem unserer zahlreichen Jobangeboten haben solltest, findest Du hier vielleicht Deine neuen Job in der Pflege bei mega3: Link

Quellenangaben:

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